Beschaffung und Lieferketten nachhaltig und fair gestalten

Unsere Handabdruck-Idee für dich

Unser Konsum hat große Auswirkungen auf die globalen Lebensbedingungen. Für die Herstellung von Produkten und Dienstleistungen werden weltweit natürliche Ressourcen beansprucht und es kommt immer wieder zu Konflikten um Land und zur Ausbeutung von Arbeitskräften.

Bei Beschaffung und Lieferketten ansetzen

Die Lieferkette ist der gesamte Prozess von der Bestellung der Kund*innen bis hin zur Lieferung und Bezahlung des Produkts oder der Dienstleistung. Beschaffung bezieht sich auf alle Tätigkeiten, die der Versorgung des Betriebs mit Material, Dienstleistungen, Betriebs- und Arbeitsmitteln dienen. Beides trägt zu einem faireren Wettbewerb für nachhaltige Angebote und zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen im globalen Süden bei. Typische Produkte, bei denen ökologische und soziale (Mindest-)Standards berücksichtigt werden können, sind:

Betriebsausstattung (u.a. Möbel, Verpflegung)
Arbeitsmaterialien (u.a. Papier, Schreibwaren)
Informations- und Kommunikationselektronik (u.a. Kopierer, Lampen, Laptops, Handys)
Betriebsbedarf (u.a. Arbeitskleidung, Sanitärbedarf)
Veranstaltungen/Events (u.a. Bewirtung, Dekoration, Moderationsmaterial)

Schon mit kleinen Veränderungen kannst du einen großen Beitrag in deinem Betrieb leisten. Besonders öffentliche Einrichtungen und Unternehmen in Bund, Ländern und Kommunen haben eine große Vorbildfunktion, denn sie geben jährlich etwa 500 Milliarden Euro für Produkte und Dienstleistungen aus. Seit 2023 sind Unternehmen außerdem im Rahmen des Lieferkettengesetzes verpflichtet, sich mit fairer Beschaffung zu befassen.

Inspirierende Beispiele

Die Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung bietet einen Überblick über Gesetze, Regelungen, Leitfäden und Beispiele aus Bund, Ländern & Kommunen.

Immer mehr Unternehmen setzen bei Lieferketten und Beschaffung auf faire und ökologische Kriterien (u.a der Smartphoneanbieter Fairphone B.V., die IMR Innovative Metal Recycling GmbH und das Unternehmen Hydrophil). Der Helpdesk Wirtschaft und Menschenrechte der Bundesregierung steht Unternehmen bei der Umsetzung von Sorgfalts-, Umwelt- und Sozialstandards beratend zur Seite.

Die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e. V. (aej) und das Evangelischen Werkes für Diakonie und Entwicklung (EWDE e.V.) haben eigene Richtlinien für die Beschaffung entwickelt. Die Beschaffungsrichtlinie des EWDE e.V. gilt für den gesamten Einkauf von Waren und Dienstleistungen.

Download Richtlinie

Strategische Ansätze für deine Idee

Mitstreiter*innen finden

Tue dich mit Mitstreiter:innen zusammen, je mehr desto besser. Beziehe Kolleg*innen aus verschiedenen Stationen der Lieferketten und aus dem Einkauf ein. Vernetze dich auch mit Menschen, die in ihren Betrieben mit ihren Ideen bereits erfolgreich waren.

Kriterien festlegen und Leitfäden entwickeln

Seit Januar 2024 verpflichtet das sogenannte Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz Unternehmen in Deutschland mit mindestens 1.000 Beschäftigten dazu, in ihren Lieferketten Sorgfaltspflichten (u.a. regelmäßige Risikoanalysen, Dokumentation der Lieferkette) zu erfüllen. Prüft zunächst, ob das Gesetz für euren Betrieb gilt und welche Maßnahmen bereits getroffen wurden (z.B. welche Beschaffungsrichtlinien existieren).

Das Lieferkettengesetz legt nur Mindesstandards fest. Ihr solltet diskutieren, welche sozialen und ökologischen Kriterien euch darüber hinaus wichtig sind. Ansatzpunkte könnten sein:

Nachhaltigkeit bei Neuanschaffungen (u.a. Prüfung auf Notwendigkeit; Reparieren statt Neukaufen; bei Neukauf gebrauchte, nachfüllbare, ergiebige und ressourcenschonend produzierte Produkte mit langem Lebenszyklus bevorzugen; Alternativen zu Kunststoffprodukten wählen)
Ressourcenschonung und Effizienz (u.a. sparsam Drucken; kleinere Bestellungen bündeln; auf klimaneutrale Versandart, nachhaltige Siegel und Zertifizierungen achten: Blauer Engel, EU Ecolabel, FSC, Nordic Ecolabel, PEFC)
Lokale und klimafreundliche Beschaffung (u.a. lokale Anbieter bevorzugen; möglich klimaneutrale Botendienste wie z.B. Fahrradkurierdienste wählen)

Auf dieser Basis könnt ihr einen oder mehrere Leitfäden entwickeln, die eure Kriterien und Anbieter*innen in den verschiedenen Unternehmensbereichen für alle Mitarbeitenden festhalten. Der FEMNET e.V. bietet Anregungen zur nachhaltigen und fairen öffentlichen Beschaffung, insbesondere für die Beschaffung von Textilien. Weitere Beispiele und Tipps gibt es auch vom Forum Fairer Handel und Fairtrade Deutschland. Eine nachhaltige Beschaffung lässt sich schließlich auch mit dem Ansatz der Kreislaufwirtschaft kombinieren.

Entscheidungträger:innen überzeugen

Bringt eure Anliegen in euren Gremien ein (z.B. Vorstandssitzungen oder Betriebsversammlungen). Ihr könnt dafür sorgen, dass eure Leitfäden als Standardvorgehen für den Einkauf übernommen werden. Oder ihr müsst zunächst eine*n Vorgesetzte:n überzeugen euer Anliegen auf eine höhere Entscheidungsebene weiterzutragen. Für ein erfolgreiches Gespräch mit Entscheidungsträger*innen könnt ihr folgende Tipps beachten:

Überlegt euch, wie ihr eure Entscheidungsträger*innen am besten erreicht.
Identifiziert Werte, die für die Entscheidungsträger*in wichtig sind und formuliert dazu passende Argumente.
Sprecht mit wichtigen Beteiligten (Nachhaltigkeitsreferent*in des Betriebes, Vorstand, etc.)
Nehmt Bedenken von Beteiligten ernst und geht darauf konstruktiv ein.
Bleibt am Ball: Legt nach jedem Termin direkt einen Folgetermin fest und sprecht über weiteres Vorgehen.